So begeisterten Jubel sieht die Frankfurter Buchmesse nicht oft: Beim ersten Science-Fiction-Special in Frankfurt am 12.10.2018 war der “Pavilion” auf der zentralen Agora bis auf das letzte Plätzchen ausgebucht.
Dieter Dath war gekommen, ebenso Karen Nölle, die Übersetzerin der kürzlich verstorbenen Ursula Le Guin, der der Abend, die “Ursula Lounge” gewidmet war. “Wie überraschend doch jedes einzelne Buch von ihr ist”, strahlte Moderatorin Katja Böhne auf der Bühne, wissend beklatscht vom Publikum und den anwesenden AutorInnen.
Entgegen alle Klischees von der rein männlichen Science Fiction war das AutorInnen-Podium 5:3 besetzt: Dieter Dath (“Die Abschaffung der Arten”, “Venus siegt”) wütete kurz darüber, dass das deutsche Feuilleton Science Fiction praktisch ignoriere, um dann angesteckt vom Publikum das Großartige an diesem Genre zu formulieren: “Wir erlauben uns, das ganz Neue zu denken. Das findet man in unseren Texten.” Allerdings, so Dath (wieder im Wut-Modus), “schauen wir uns natürlich bei allen neuen technischen Features an: Wem gehört der Scheiß und was bedeutet das für Gesellschaft.”
Was dieses Neue sein könnte? Die drei anwesenden weiblichen Sci Fi-Autorinnen um Theresa Hannig (“Die Optimierer”) nannten als Beispiele ein Leben ganz ohne Angst, die Veränderung der Körper durch Gentechnik sowie eine vollkommen andere Normalität in Bezug auf Liebe und Reproduktion. Für die LeserInnen bestehe der Reiz darin, dass die erfundenen Welten von A-Z glaubhaft sein müssten und nicht nur die Kulisse für einen Ausflug der Protagonisten darstelle. Bernhard Hennen (“Die Elfen”) unterstricht dies mit seinen Überlegungen zu einer Welt, in der es zwar magische Schwerter, aber keinen magischen Kochtopf gebe. “Das ist unwahrscheinlich und muss von uns durchdacht und erklärt werden.”