#fbm19 Tolle Leute in Frankfurt

Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse.  Auch in diesem Oktober traf sich die Bücher-Blogger-Gemeinde in Frankfurt und war wieder einmal hingerissen, von den großartigen Perfomances der Autorinnen und Autoren:

München punktete mit Heribert Prantl (SZ), der elegant vorführte, wie ein Mann klug, populär und engagiert sein kann UND außerdem ein Gentleman, wie er in den Büchern von Jane Austen steht. Thomas Gottschalk (ebenfalls München) berichtete mit seiner Leichtigkeit über das in seinem kalifornischen Haus verbrannte Original von Rilkes „Panther“ („Es ist weg.“)  und über seine Grabrede für Marcel Reich-Ranicki. Axel Hacke (München!) erzählte von seinen Überlegungen, „wozu wir da sind“ und gewährte Einblicke in den Schreibprozess eines Kolummnen-Autors.

Ralf König (in ähnlichem Outfit wie Dennis Scheck, der wiederum mehrfach immer gleich gut gelaunt seine perfekt inszenierte Bücherrezension zum Besten gab) beschwerte sich, für immer und ewig auf den „Bewegten Mann“ reduziert zu werden und wurde bei der Frage zu Mohammed-Karikaturen ernst: „Ich mache es nicht.“ Sein Thema ist die Kunstrichtung Comic: Nur mehr zwei Verlage seien auf der Buchmesse präsent, die populären Comicons jedenfalls seien mehr „Merchandising für Spiderman“ als Auseinandersetzung mit einer Kunstform.

Colson Whitehead, zu dessen Erscheinen sich die Massen drängten, fiel einer lähmenden Interviewtechnik zum Opfer. Nur wenig konnten die Fans in Erfahrung bringen: Zum ganz neuen Ton seiner Nickel Boys, der wirklich harten Geschichte aus einer Besserungsanstalt der 1960er Jahre, sagte er: Eine Situation wie in Ferguson 2014 (keine Angklage gegen einen weißen Polizisten, der einen unbewaffneten Jugendlichen getötet hatte), also, dass man jederzeit erschossen werden könne, sei für ihn als schwarzen Jugendlichen immer ganz normal gewesen. Die zwei ganz großen Preise für  Underground Railroad (Pulitzer Preis und National Book Award) tat ab als „nice change for a year“. Ende des Auftritts: „Romane können die Welt verändern.“

Gusel Jachina hatte mit ihrer Interviewerin mehr Glück. Sie bekam den Raum, zu bezaubern. Ihr Roman Wolgakinder, der meistverkaufte Roman in Russland 2018, beschäftigt sich wieder mit dem Anfang der Sovietunion im Dorf Gnadental an der Wolga. Hart, brutal, romantisch. Für den Dorflehrer, Vater und Lagerhäftling habe ihr Großvater Pate gestanden.

Margaret Atwood präsentierte sich als erste Autorin, die zum norwegischen Projekt Future Library beigetragen hatte. 2014-2114, also 100 Jahre ist die Laufzeit der Future Library, jedes Jahr trägt ein bekannter Autor ein Werk bei, das allerdings bis 2114 unveröffentlicht bleiben wird. „Großartig, dieser Optimismus, dass es in 100 Jahren noch Leser geben wird“, strahlte Atwood. Dass sie die erste Rezension nicht mehr lesen könne, bedauerte sie nicht.

Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse. Wir freuen uns auf die #fbm20 mit vielen Autorinnen und Autoren. Ja, auch auf die Bücher. Bücher, Bücher, Bücher.

 

 

 

 

 

 

 

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