I Hate the Internet – Jarret Kobek (2016)

Das Silicon Valley, der Rassismus und das Internet. In lässigem Erklärton beschreibt Jarret Kobek zukünftigen unwissenden Generationen, wie die USA von heute gewesen und geworden sind.  “Yale war eine Universität. Universitäten waren Hochstapler-Institutionen, … die bessere Waffen für zukünftige Kriege entwickelten.” Damit verzückte Jarret Kobek im Vorjahr die internationale Kulturkritik. Von den Anfängen der USA bis zu den chinesischen Arbeitern in den Fabriken von Apple sei Sklaverei ein prägendes Element der amerikanischen “Freiheit”.

Thomas Jefferson, Verfasser der Unabhängigkeitserklärung der USA, „war eine Ausnahme unter den Sklavenhaltern“ berichtet uns Kobek genüsslich, nachdem er erklärt hat, dass die Demokratie nach Jefferson ein wahnsinnig angesagtes Thema im Silicon Valley sei: „Zuhause versklavte er Menschen, während er eine Philosophie schuf, die auf der ganzen Welt die Freiheit verbreiten wollte.“

Jarett Kobeks “Roman” wird von ihm selbst als “schlechter Roman” bezeichnet und ist in Wirklichkeit ein Aneinanderreihung von Episoden, in denen eine Gruppe KünstlerInnen den Übergang von der analogen Gesellschaft in die Digitalisierung erlebt. “Das iPhone hat alles verändert.” Die Gentrifizierung der vertrauten Stadtviertel, unerwartete Shitstorms, Clickbait & Buzzfeed begleiten die Figuren Adeline, Jeremy und Karacehennen.

Sie treffen auf genug Phänomene, um den “Roman” zu einer großen Wutrede auf das Internet und das Milliardenbusiness im Silicon Valley zu machen: Eine 300-Seiten-Wutrede ohne rhetorische Brillianz ist naturgemäß gelegentlich ein wenig nervig und dies wird von Kobeks Ich-erklär-dir-die-Welt-Haltung noch verstärkt, aber das Lesen als Zappen durch die in den Text eingebauten Tweets, Listen und Wissens-Mäander ist doch unterhaltsam wie ein Nachmittag im Internet.

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Dem wütenden Autor sind auch einige wirklich lustige Dinge eingefallen.

 

Jarret Kobek: Ich hasse dieses Internet.

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